Wirkungsvoller Schutz vor Blitzen

Blitz und Donner gehören zu den eindrücklichsten und gefährlichsten Naturphänomenen. Noch heute kursieren viele populäre Irrtümer darüber. Wetter-Alarm klärt auf und zeigt, wie man sich und sein Zuhause am besten schützt.

Blitz über einem Dorf in der Nacht

Der Blitz: 30'000 Grad Celsius und 300'000 Ampère

Blitz und Donner lösten bei den Menschen schon vor Tausenden von Jahren Angst und Schrecken aus. In der Bibel gelten sie als Zeichen für den Zorn Gottes. Die Germanen hatten mit Thor sogar einen Donnergott. Sie waren überzeugt, dass er seinen Hammer zur Erde schleudert, wenn es blitzte. Heute weiss man, dass ein Blitz eine Funkenentladung ist – entweder in den Gewitterwolken (Wolkenblitz) oder zwischen einer Wolke und der Erdoberfläche (Erdblitz).

Doch wie kommt es überhaupt zu Blitzen? Gewitter treten vor allem im Sommer auf, wenn die Sonne feuchte Luft schnell erwärmt und diese in grosse Höhen aufsteigt. Durch die Abkühlung dieser Luftmassen entstehen viele mikroskopisch kleine Wassertröpfchen – eine Wolke bildet sich. In der Gewitterwolke stossen die Wassertröpfchen gegeneinander und laden sich dadurch elektrisch auf. Die leichteren Teilchen innerhalb der Wolke steigen auf und laden sich positiv auf. Die schwereren Teilchen sinken in den unteren Teil der Wolke und laden sich negativ auf. So entsteht ein starkes elektrisches Spannungsfeld, das sich in einem gigantischen Kurzschluss entlädt: dem Blitz. Bei sehr hohen Spannungen erreicht ein Blitz bis zu 300'000 Ampère Stromstärke. Da er bis zu 30'000 Grad Celsius heiss werden kann, dehnt sich die Luft um ihn herum explosionsartig aus. Die Druckwelle aus verdichteten Luftmolekülen ist als lautes Donnern wahrnehmbar.

Eine reale Gefahr

Der Respekt vor Blitz und Donner kommt nicht von ungefähr. In der Schweiz schlägt der Blitz pro Jahr rund 200'000 Mal ein, statistisch gesehen fünfmal pro Quadratkilometer – Tendenz stark steigend. Jeder dritte Feuerschaden an Gebäuden wird durch Blitzeinschläge verursacht. Dadurch entstehen allein im Kanton Bern jährlich Gebäudeschäden von 3,5 Mio. Franken. Wegen der extrem hohen Hitze des Blitzkanals kann sich brennbares Material an der Einschlagsstelle leicht entzünden. Auch feuchtes Material kann zu brennen beginnen, weil die vorhandene Feuchtigkeit beim Blitzeinschlag explosionsartig verdampft und das Material auseinandergerissen wird. Nur bei gut leitendem Material wie etwa Metall steigen die Temperaturen weniger stark an.

Grosse Schäden durch indirekte Blitzeinschläge 

Doch Gefahr geht nicht nur von direkten Blitzeinschlägen aus. Wenn ein Blitz in der Nähe einschlägt und es zu einer Überspannung im Stromnetz kommt, spricht man von einem indirekten Blitzeinschlag. Solche indirekten Blitzeinschläge sind für die meisten Schäden verantwortlich. Sie können elektrische Geräte und Maschinen, Verkabelungen oder Leitungen im Gebäude beschädigen und ganze technische Anlagen oder Stromversorgungen ausser Betrieb setzen. Für normale Haushaltsgeräte ist eine solche Spannung nicht zu verarbeiten. Sie gehen kaputt, können im ungünstigsten Fall sogar in Brand geraten. Angesichts der grossen Gefahr ist wirksamer Blitzschutz überaus sinnvoll. Im Kanton Bern beispielsweise sind rund 70'000 Blitzschutzsysteme installiert. Ein Drittel davon entfällt auf grosse und öffentliche Gebäude wie Bahnhöfe, Kirchen oder Hotels. Hier ist der Blitzschutz gesetzlich vorgeschrieben. Eigentümerinnen und Eigentümer von Ein- oder Mehrfamilienhäusern schützen sich freiwillig.

Äusserer und innerer Blitzschutz 

Eine fachgerechte Blitzschutzanlage umfasst Schutzmassnahmen an der Gebäudehülle und im Innern des Gebäudes. Äussere Blitzschutzsysteme bestehen aus netzförmigen Fangleitungen auf dem Dach. Sie leiten den Strom des Blitzes über die Ableiter, die an der Fassade montiert sind, zur Erdung ab. Bei Neubauten ist ein Erder für die elektrischen Installationen obligatorisch. Er wird ins Fundament gegossen und kann gleichzeitig auch für den Blitzschutz verwendet werden. Ist in Gebäuden kein Erder vorhanden, wird um das Gebäude eine Ringleitung aus Kupferdraht in den Boden eingelegt. Genauso wichtig ist aber auch der innere Blitzschutz. Seine Aufgabe ist es, Brände und Schäden in elektrischen Installationen auszuschliessen. Mit Potenzialausgleich und Überspannungsschutz verhindert er zu hohe elektrische Spannungsdifferenzen. Überspannungen, die der Blitzschlag verursacht, werden ebenfalls zum Erder abgeleitet. Neben diesen professionellen Schutzmassnahmen gibt es zum Beispiel auch Stromleisten mit Überspannungsschutz, die kleine Überspannungen oder Spannungsspitzen im Stromnetz von den angeschlossenen Geräten fernhalten. Auch abschaltbare Stromleisten bieten in der Off-Position einen gewissen Schutz und sparen erst noch Strom. Bei Blitzeinschlägen ins Haus sind solche «Feinschutzmassnahmen» ohne Grob- und Mittelschutz (Blitzableiter und Überspannungsableiter in der Stromverteilung) aber wirkungslos. 

Blitzschutzsystem auf dem Dach

Vorsichtsmassnahmen im Gebäude

Verfügt ein Gebäude kein Blitzschutzsystem, gibt es einige Massnahmen, welche Gefahren und Schäden reduzieren können. Diese sind:

  • Kontakt meiden mit metallenen Leitungen. Dies sind Gas- und Wasser-, Kabelfernseh- und Stromleitungen sowie Antennenkabel und alle Elektroinstallationen.
  • Für empfindliche elektrische Geräte wie Fernseher und Computer lohnt sich die Installation eines Überspannungsschutzes. Ansonsten sollten während eines Gewitters die Stecker der Geräte herausgezogen werden.
  • Aufs Duschen und Baden verzichten.
  • In der Mitte des Raumes ist es während eines Gewitters am sichersten.

Populäre Irrglauben zum Thema Blitz

Noch immer kursieren viele Mythen und Irrtümer rund um Blitz und Donner: Hier die populärsten davon - und wie es sich in Wahrheit verhält:

Der Blitzradar von Wetter-Alarm

Ist in der Nacht ein heftiges Gewitter über Ihren Wohnort gezogen? Auf dem Blitzradar vom Wetter-Alarm können Sie die Blitzeinschläge der letzten 48 Stunden in 10-Minuten-Schritten nachverfolgen. Mit den Farben Blau, Gelb, Orange, Rot und Braun ist markiert, wie viele Blitze pro Stunde auf einem Quadratkilometer registriert wurden.

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