Wie entstehen Stürme?

Wie kommt es zu einem Sturm und gibt es auch Tornados in der Schweiz? Und was sagt die Beaufortskala aus?

Gewitterzelle mit kleinem Tornado auf einem Feld

Entstehung von Stürmen

Stürme entstehen durch Temperaturunterschiede der Luft. Kalte und trockene Luft vom Nordpol strömt in Richtung Süden und trifft auf warme Tropenluft, welche vom Äquator nach Norden hochzieht. Die anströmende wärmere Luft hat grundsätzlich eine geringere Dichte als die kältere Luft. In der Folge treffen unterschiedliche Temperaturen mit ungleichem Luftdruck aufeinander. Wenn kalte und warme Luft zusammentreffen, schiebt sich die leichtere Warmluft über die schwerere Kaltluft. Je grösser dabei die Temperaturdifferenz ausfällt, desto höher ist auch der Druckunterschied, umso stärker fallen die Winde aus.

Besonders im Herbst und im Winter sind diese Temperaturunterschiede am grössten. Während im Süden Tagestemperaturen um 20 Grad gemessen werden, herrschen im Norden Minusgrade. Dabei kommt es besonderes über dem Nordatlantik zu starken Herbst- und Winterstürmen, die wellenförmig über die Nordhalbkugel ziehen.

Wind, Sturm oder Orkan?

Wird ein Wind stärker, sprechen Meteorologen ab 75 km/h von einem Sturm. Ab einer Windgeschwindigkeit von 118 km/h wird der Sturm als Orkan bezeichnet. Die stärksten Windböen werden meist während Winterstürmen gemessen. So beispielsweise auch am 26. Dezember 1999, als das Orkantief "Lothar" mit Windgeschwindigkeiten von 170 km/h im Flachland oder jenseits von 200 km/h auf Bergspitzen nördlich an der Schweiz vorbeizog. Die Schäden an Gebäuden und Wald waren enorm.

Mittels der Beaufortskala wird die Windstärke in 13 Bereiche, von "windstill" bis "Orkan", eingeteilt. Die Beaufortskale hat ihren Ursprung in der Schifffahrt: Die Skala orientiert sich an den sichtbaren Auswirkungen des Windes auf das Schiffsegel, denn mit zunehmender Windstärke wurde die Segelfläche von Segelschiffen verkleinert.

Wetter-Alarm warnt im Flachland ab Böen mit einer Windstärke von 60 km/h, in nördlichen Alpentälern ab 75 km/h mittels Push-Benachrichtigung.

Beaufort Windstärke Windgeschwindigkeit  
0 Windstille unter 1 km/h Rauch steigt senkrecht auf
1 leichter Luftzug bis 5 km/h Rauch treibt nur minimal ab
2 leichte Brise bis 11 km/h Blätter rascheln, Wind im Gesicht spürbar
3 schwache Brise bis 19 km/h Blätter und dünne Zweige bewegen sich
4 mässiger Wind bis 28 km/h Zweige bewegen sich, Papier fliegt
5 frische Brise bis 38 km/h dicke Zweige und Bäume bewegen
6 starker Wind bis 49 km/h dicke Äste bewegen sich, Leitungen sirren
7 steifer Wind bis 61 km/h Bäume schwanken, etwas Gehwiderstand
8 stürmischer Wind bis 74 km/h Zweige brechen, starker Gehwiderstand
9 Sturm bis 88 km/h Äste brechen, Dachziegel heben sich
10 schwerer Sturm bis 102 km/h einzelne Bäume werden entwurzelt
11 orkanartiger Sturm bis 117 km/h entwurzelte Bäume, Gebäudeschäden
12 Orkan ab 118 km/h schwere Verwüstung (Natur, Bauwerke)

Wie bilden sich Tornados?

Tornados, auch Windhosen oder Wasserhosen genannt, entstehen über dem Festland und sind rotierende Luftwirbel, welche sich von der Unterseite der Wolken bis zum Boden oder dem Wasser erstrecken. Tornados entstehen hauptsächlich bei Gewitter, wenn sich feuchtwarme Luft in Bodennähe mit trockenkalter Luft in der Höhe übereinander schichtet. Dabei kommt es zu einer labilen Luftmassenumwälzung. Die leichtere feuchtwarme Luft steigt auf, während die schwerere trockenkalte Luft absteigt. Dabei entstehen heftige Gewitter. Wenn nun am Boden andere Windgeschwindigkeiten und -richtungen herrschen als in der Höhe, kann ein Tornado entstehen. Es kommt aufgrund der Windscherungen zu rotierendem Aufwind und es entsteht eine «Superzelle». Durch den Aufwind steigt im inneren Schlauch der Zelle immer mehr Luft nach oben und dabei wir mehr und mehr Luft nachgesogen. Die Windgeschwindigkeiten steigen rasant an und die rotierende Luftsäule wird pirouettenförmig in die Länge gezogen. Dieser rotierende Sturm ist der Allgemeinheit als Tornado bekannt und prägt das Bild dieses Sturms.

Kommen Tornados auch in der Schweiz vor?

Das Wetterphänomen des Tornados ist insbesondere im Westen der USA ein wiederkehrendes Phänomen. Aber auch in Europa und der Schweiz, inbesondere im Vallée de Joux im Jura, gab es in der Vergangenheit diverse kleinere und auch grössere Tornados. Der Jura ist aufgrund der feuchtwarmen Luftmassen aus Südwesten diejenige Region der Schweiz, welche am ehesten das Potenzial für Tornados mitbringt. Im Jahr 1971 traf ein heftiger Tornado mit bis zu 300 km/h auf den Waadtländer Jura. Dächer wurden weggerissen, Häuser erlitten Totalschaden und Autos wurden durch die Luft geschleudert.

Seit 1995 werden Tornados in der Schweiz wissenschaftlich analysiert und aufgezeichnet. Stärkere Tornados konnten aber seither keine beobachtet werden. Jährlich werden zwischen fünf und zwölf Tornados in der Schweiz gemeldet. Dabei handelt es sich aber um kleinere Wasserhosen über Schweizer Seen.

Wasserhose am Zürichsee

Was ist ein Hurrikan, Taifun oder Zyklon?

Diese Sturmarten beschreiben tropische Wirbelstürme, die über dem Meer entstehen und insbesondere für die Schifffahrt gefährlich sind. In Kombination mit Starkniederschlag führen diese an Land oft zu Überschwemmungen und grossen Schäden. Die Bezeichnung der Wirbelstürme richtet sich nach der Region, wo diese auftreten.

  • Hurricane: Atlantik und Nordpazifik
  • Taifun: Westpazifik
  • Zyklon: Indischer Ozean und Südpazifik

Hurricanes können Geschwindigkeiten von über 300 km/h erreichen. Sie entstehen als Art Tornado auf dem Wasser und bewegen sich als massiver Sturm rotierend fort. Taifune im Westpazifik erreichen weltweit die grössten Dimensionen mit einem Durchmesser von bis zu 1'000 Kilometern.

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