Starkregen- und Hochwassersommer 2021.

Wann wird es endlich typisches Sommerwetter? Der Sommer 2021 war geprägt von wechselhaftem Wetter, starken Niederschlägen, Gewitter Und Sturmböen. Im Juli traf die Schweiz das grösste Hochwasser seit 15 Jahren.

Hochwasser am BIelersee vom 16.07.2021

Juni 2021: Auf den Hochsommer folgen Niederschläge und Unwetter

Auf einen sehr kalten Frühling folgten sommerliche bis hochsommerliche Temperaturen bis Mitte Juni. Insbesondere ab dem 16. Juni wurden sowohl im Süden als auch im Norden Hitzetage mit über 30 Grad gemessen. Dieser verheissungsvolle Start in den Sommer fand aber ein jähes Ende. Zum Monatsende zogen zahlreiche Unwetter über die Schweiz. Diese sorgten für diverse Schäden und die Feuerwehr musste vielerorts wegen überfluteten Kellern, Schlammlawinen, Murgängen und Sturmschäden ausrücken.

Die Niederschlagsmengen, welche Ende Juni zu ersten Schäden diesen Sommer geführt haben, variierten regional sehr stark. So verzeichnete der Süden des Tessins sowie das Bündnerland einen sehr trockenen Monat, teils mit halb so viel Niederschlag wie sonst im Juni üblich. Im Gegensatz dazu der Norden der Schweiz, wo die Niederschläge mehr als 150 % des Monatsdurchschnitts ausmachten.

Am 28. Juni zogen Gewitterzellem über den Jura und das Mittelland sowie den Voralpen entlang in Richtung Osten. Diese Zellen kollidierten über der Zentralschweiz und entluden sich in Gewittern mit starkem Hagel, in Kombination mit Sturmböen und Regen. Über 45'000 Blitzeinschläge und insbesondere Hagelkörner, welche einen Durchmesser von bis zu 7 cm erreichten, sorgten lokal für sehr grosse Unwetterschäden.

Juli 2021: Tief «Bernd» führt zum grössten Hochwasserereignis seit Jahren

Nach verbreiteten Regenfällen und Unwettern im Juni starte die erste Juliwoche mit einigen Hitzetage. Diese kurze Phase wurde allerdings von erneut grossflächigen Regenfällen in der Schweiz abgelöst. Aufgrund der grossen Wassermengen stiegen auch die Gewässerpegel der Seen und Flüsse kontinuierlich an. Ab dem 12. Juli erreicht die Schweiz das Tiefdruckgebiet «Bernd», welches Gewitter, Starkregen und Sturmböen mit bis zu 140 km/h mit sich brachte. Ab dem 12. Juli wurden unzählige Niederschlagsrekorde in der Schweiz gebrochen. So verzeichnete zum Beispiel Luzern mit fast 320 mm Regen den nassesten Monat seit Beginn der Aufzeichnung 1864. Auch der Süden der Schweiz war stark vom Tief «Bernd» betroffen. So wurden in Teilen des Tessins fast viermal so viel Regen wie in einem durchschnittlichen Juli gemessen.

Die Gewässersituation wuchs bereits nach den Niederschlägen im Juni zu kritischen Ständen heran. Aufgrund der anhaltenden und grossflächigen Niederschlägen vom 12.07 bis zum 19.07.2021 traten bereits am 12. erste Gewässer über die Ufer und die Hochwasseralarmstufen stiegen schnell an.

Hochewasserkarte Schweiz
Hochwasserkarte vom 16.07.2021.
Nur Tage später wurden diverse Seen und Flussabschnitte vom Bundesamt für Umwelt (BAFU) mit der höchstes Hochwasserwarnstufe 5 von 5 eingestuft. Seen und Flüsse in der ganzen Schweiz traten über die Ufer, ufernahe Strassen und Quartiere hatten mit dem Hochwasser zu kämpfen. Regional kam es zu Erdrutschen und Murgängen, der Zugverkehr wurde behindert und Strassen überflutet. Mit phasenweise mehr als 2/3 der grossen Seen in der Schweiz auf der Warnstufe 4 und 5 kam es im Juli 2021 zu grössten Hochwasserereignis seit 15 Jahren.
Hochwasser am Bielersee vom 14.07.2021
Der Bielersee tritt über die Ufer (14.07.2021).

Grosse Schäden durch Hochwasser

Die starken Gewitter und Niederschläge im Juli sowie das damit verbundene Hochwasser haben nach Schätzungen Gebäudeschäden im Wert von über 650 Millionen Franken verursacht. Für diese Schäden kommen grösstenteils die 19 kantonalen Gebäudeversicherungen der Schweiz auf. Die aktuelle Schadenssumme steht in Relation zu den letzten beiden grossen Hochwassern der Schweiz 2005 mit 880 Million und 2007 mit 415 Millionen Franken. Die Präventionsarbeit der vergangenen Jahre im Umgang mit Hochwassern zeigt damit deutlich seine Wirkung. Bauliche Massnahmen, der rechtzeitige Einsatz von Frühwarnsystemen, wie der Wetter-Alarm App, sowie die damit verbundenen Präventions- und Verhaltenstipps konnten Hochwasserschäden reduzieren und vermeiden.

Insbesondere im Tessin, Thurgau und Uri war es der niederschlagsreichste Juli seit Messbeginn. Mit Blick auf den ersten August war zumindest eine zwar kühlere, aber trockene Phase in Aussicht. Kommt der Sommer doch noch in die Schweiz?

August 2021: Kühles und sonnenarmes Sommerende

Auch im August blieb das typische Sommerwetter mehrheitlich aus. Der Monat war insbesondere auf der Alpennordseite verhältnismässig kühl. Vom 10. bis zum 15. August gab es die einzige hochsommerliche Phase des Monats mit Temperaturen von über 25 Grad. Zum Monatsende sanken die Temperaturen auf kühlere 22 Grad ab und brachten mehrheitlich trockene und vorherbstliche Tage mit sich.

Wo war der typische Sommer?

Der Sommer 2021 bleibt als äusserst nasse und unwetterreiche Jahreszeit in Erinnerung. In den Zentralalpen war es gar der nasseste seit Beginn der Aufzeichnungen. Auch die Temperaturen blieben dabei unter der Norm. Aufgrund der kurzen und wenigen warmen Tage in dieser Jahreszeit kamen in der Schweiz nur bedingt "Sommergefühle" auf. Mit dem Übergang in den Herbst bleibt die Hoffnung auf eine Jahreszeit, welche den Sommer etwas vergessen macht.

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  • Wetter-Alarm