Starkregen und Oberflächenabfluss

Klimabedingt werden Starkniederschläge intensiver und häufiger. Zunehmende Verdichtung und intensivere Nutzung des Lebensraums führen vielerorts zu zusätzlicher Versiegelung. Deshalb steigt das Überschwemmungsrisiko nach Starkregenereignissen zusätzlich. Je früher die Einwirkungen von Naturgefahren in die Konzeption und Planung einbezogen werden, umso einfacher und nachhaltiger lassen sich Gebäude schützen.

Hochwasser in der Schweiz

Überschwemmungsrisiko durch Starkregen

Rund die Hälfte aller Überschwemmungsschäden sind nicht auf ausufernde Fliessgewässer und Seen, sondern auf Oberflächenabfluss zurückzuführen. Wenn Wasser bei starkem Regen nicht unmittelbar versickern kann, fliesst es als Oberflächenabfluss auf dem Boden ab. Über Wiesen und Strassen gelangt es ins Siedlungsgebiet und kann letztlich ins Gebäude eindringen. Etwa über zu tief angeordnete oder ungeschützte Zugänge und Zufahrten, undichte Türen und Fenster, Lichtschächte oder Lüftungsöffnungen. Besonders gefährlich wird es, wenn das Wasser über Fluchtwege ins Untergeschoss gelangt oder technische Einrichtungen trifft. Bereits wenige Zentimeter Wasser an einer kritischen Stelle reichen aus, um ein Untergeschoss zu fluten. Ab einem Wasserstand von 20-30 cm lassen sich Türen aufgrund des Wasserdrucks kaum mehr öffnen. Ein guter Gebäudeschutz hängt von einer gelungenen Konzeption und Umgebungsgestaltung ab, damit das im Überfluss anfallende Wasser schadlos abfliessen kann. Am grössten ist der Handlungsspielraum für Schutzmassnahmen bei Neubauten. Doch auch beim Umbau gilt: Je früher an Schutzmassnahmen gedacht wird, desto einfacher lassen sich diese ins Gesamtkonzept integrieren. Schäden lassen sich mit geeigneten baulichen Massnahmen vermeiden. Architekten, Planer und Bauherren haben grossen Handlungsspielraum, denn wer bei einem Neuoder Umbau frühzeitig an mögliche Risiken denkt, erreicht einen wirksamen Schutz meist ohne Mehrkosten.

Gefährdungskarte Oberflächenabfluss

Ähnlich einer Gefährdung durch Steinschlag oder Lawinen kann man dem Oberflächenabfluss nicht ausweichen. Ein guter Gebäudeschutz hängt daher von einer gelungenen Konzeption und Umgebungsgestaltung ab. Frühzeitig in die Gesamtplanung integriert, gelingen effiziente Lösungen für einen wirksamen Schutz vor Naturgefahren. Beispielsweise lässt sich die Höhenlage von Öffnungen oder dem Erdgeschoss ohne grossen Aufwand so wählen, dass ein zuverlässiger Hochwasserschutz erreicht wird. Liegen sämtliche Fenster, Türen, Lichtschächte und Lüftungsöffnungen über der maximalen Überschwemmungshöhe, ist ein permanenter Schutz möglich. Die Gefährdungskarte Oberflächenabfluss zeigt schweizweit mögliche Abflusswege und überschwemmte Bereiche im Falle eines lokalen Gewitters auf. Entwickelt und herausgegeben wurde die Karte 2018 vom Bundesamt für Umwelt (Bafu) gemeinsam mit der Vereinigung Kantonaler Gebäudeversicherungen (VKG) und dem Schweizerischen Versicherungsverband (SVV). www.schutz-vor-naturgefahren.ch

Vorausschauende Planung ist essenziell

Frühzeitig erkannt und in der Planung berücksichtigt, lässt sich bei einer Gefährdung durch Oberflächenabfluss die Höhenlage des Erdgeschosses und der Gebäudeöffnungen optimieren und die Umgebung so gestalten, dass der Wasserabfluss gezielt um Gebäude herumgeleitet wird. Deshalb ist der Blick über Parzellengrenzen hinaus zentral für das integrale Regenwassermanagement. Dies gilt besonders beim Schutz vor Überflutung von gefährdeten Punkten wie Garageneinfahrten, Zugängen und sonstigen Öffnungen. Der Schutz vor Starkregen lässt sich gut mit Massnahmen zur Klimaanpassung kombinieren: Nach dem Konzept der «Schwammstadt» soll bei Starkregen das Wasser schadlos zwischen den Gebäuden hindurchgeleitet und über durchlässige Oberflächen lokal zwischengespeichert werden, sodass es in Trockenphasen wiederum verdunsten und zu einem angenehmen Siedlungsklima beitragen kann. Das Spektrum möglicher Schutzmassnahmen ist breit und liefert Raum für kreative Lösungen.

Unwetterwarnungen und persönliche Alarme

Lassen Sie sich durch Wetter-Alarm vor Starkniederschlägen und auch vor Hochwasser warnen. Meteorologen beobachten die Wetterlage permanent. Die dabei verwendeten Schwellenwerte sind unten abgebildet.

Mittels persönlicher Alarme können zudem auf Basis von Wetterprognosedaten und Messdaten von Gewässern individuelle Benachrichtigungen eingerichtet werden. Eine Benachrichtigung erfolgt beispielsweise bei

  • Überschreiten der definierten Niederschlagsmenge pro Stunde
  • Erreichen des Pegelstandes eines Sees
  • Überschreiten der Abflussmenge eines Flusses

Schwellenwerte für Starkregen

Kräftiger Regen

Auf der Alpennordseite: zwischen 30 und 50 mm in 24 Stunden, oder zwischen 50 und 80 mm in 48 Stunden, oder zwischen 80 und 100 mm in 72 Stunden. Auf der Alpensüdseite: zwischen 60 und 100 mm in 24 Stunden, oder zwischen 100 und 140 mm in 48 Stunden, oder zwischen 140 und 180 mm in 72 Stunden.

Intensiver Dauerregen

Auf der Alpennordseite: zwischen 50 und 80 mm in 24 Stunden, oder zwischen 80 und 110 mm in 48 Stunden, oder zwischen 100 und 130 mm in 72 Stunden. Auf der Alpensüdseite: zwischen 100 und 140 mm in 24 Stunden, oder zwischen 140 und 180 mm in 48 Stunden, oder zwischen 180 und 220 mm in 72 Stunden.

Enorme Regenmengen

Auf der Alpennordseite: mehr als 80 mm in 24 Stunden, oder mehr als 110 mm in 48 Stunden, oder mehr als 130 mm in 72 Stunden. Auf der Alpensüdseite: mehr als 140 mm in 24 Stunden, oder mehr als 180 mm in 48 Stunden, oder mehr als 220 mm in 72 Stunden.

Schwellenwerte für Hochwasser

Hochwasser Alarmstufe 0

Die Gefahrenstufe GRÜN entspricht ungefähr einer Abflussmenge, die unter dem Wert liegt, der im Durchschnitt einmal in 2 Jahren erreicht wird. Dies bedeutet: Keine oder geringe Gefahr.

Hochwasser Alarmstufe 1

Die Gefahrenstufe GELB entspricht ungefähr einer Abflussmenge, die durchschnittlich einmal innerhalb von 2 bis 10 Jahren auftritt. Dies bedeutet: Mässige Gefahr vor Schäden.

Hochwasser Alarmstufe 2

Die Gefahrenstufe ORANGE entspricht ungefähr einer Abflussmenge, die im Durchschnitt einmal innerhalb von 10 bis 30 Jahren auftritt. Dies bedeutet: Erhebliche Gefahr vor Schäden.

Hochwasser Alarmstufe 3

Die Gefahrenstufe ROT entspricht ungefähr einer Abflussmenge, die im Durchschnitt einmal innerhalb von 30 bis 100 Jahren auftritt. Dies bedeutet: Grosse Gefahr vor Schäden.

Hochwasser Alarmstufe 4

Die Gefahrenstufe DUNKELROT entspricht ungefähr einer Abflussmenge, die im Durchschnitt höchstens einmal in 100 Jahren auftritt. Dies bedeutet: Sehr grosse Gefahr vor Schäden.

  • Bildmaterial:
  • Pixaby